Der schwierige Weg zu Wohnung und Job – die AG Wohnen und AG Arbeit
Geflüchtete, denen vom deutschen Staat Schutz gewährt wird etwa durch einen positiven Asylentscheid,
können und sollen „ankommen“ in der Gesellschaft – mit eigener Wohnung und möglichst mit einer bezahlten Arbeit. Die Sache hat nur einen Haken: Beides ist für die Neuankömmlinge nur schwer zu finden. Schon gar nicht ohne Hilfe. Deshalb stand die Vermittlung von Wohnungen ganz früh auf der Agenda der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Allerdings gab es in Falkensee schon im Jahr 2015 kaum freie Wohnungen, jedenfalls nicht zu Mietkonditionen, die den Kriterien des Jobcenters entsprochen hätten. „Es war wirklich nicht einfach, Wohnraum für Geflüchtete zu finden“, berichtet Günter, der von Anfang an in der Arbeitsgruppe Wohnen beteiligt war. Es gab private Vermieterinnen und Vermieter, die helfen wollten und auch die Wohnungsgesellschaften waren kooperativ, berichtet Mitstreiterin Gisela. In den Wohngebieten Falkenhöh und Falkenhorst konnten einige Menschen eine Bleibe finden, aber die Zahl der freien Wohnungen in der Stadt war schnell erschöpft.
In Nauen, Rathenow oder Premnitz dagegen gab es mehr leerstehenden Wohnraum. Allerdings hatten die Neuankömmlinge oft schon begonnen, in Falkensee Fuß zu fassen und wollten nicht weg. Nachdem die ersten dorthin gegangen sind, hat sich das ein wenig gelegt, berichtet Günter. Es bildeten sich schnell kleine Einwanderer-Communities im Westhavelland und auch das Verhältnis zu den angestammten Nachbarn entwickelte sich gut. „Dazu trugen sicherlich die Essenseinladungen durch syrische Familien bei“, sagt Günter. Er hat dann fast so eine Art ehrenamtliches Umzugsunternehmen nach Rathenow und Premnitz betrieben, mit seinem privaten Pkw und einem großen Anhänger. Helfer zum Tragen waren unter den Geflüchteten immer leicht zu finden.
Bei der Wohnungssuche brauchten die Geflüchteten in jedem Fall Unterstützung. Das ging schon los bei der Schufa-Auskunft, die standardmäßig verlangt wurde. Für die meist fällige Kaution in Höhe von drei Monatsmieten musste ein Darlehen beim Jobcenter beantragt werden, beim Bürgeramt ein Wohnberechtigungsschein. Bei den Behörden genauso wie bei privaten Vermietern und kommunalen Wohnungsgesellschaften haben sich Günter und Gisela schnell einen Namen als verlässliche Ansprechpartner gemacht. Wenn es um die Einrichtung der Wohnungen ging, konnte etwa auf die Möbelbörse in Rathenow mit einem großen Fundus an gebrauchten Möbeln zurückgegriffen werden.
Schwieriger noch als die Suche nach einer Wohnung ist für Geflüchtete meist die Jobsuche. Zwar haben etliche Unternehmen im Landkreis Havelland offene Arbeitsstellen und Ausbildungsplätze, die sie über einen längeren Zeitraum nicht besetzen können. „Wir haben mit der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer gesprochen, die sind sehr offen für eine Zusammenarbeit“, erzählt Günter. Aber meist gibt es doch eine ganze Palette von Hindernissen. Das beginnt häufig schon bei der schlechten Anbindung der Betriebe an den öffentlichen Nahverkehr. Über Führerschein und Auto verfügen aber die wenigsten Geflüchteten. Im Ausland erreichte Berufsabschlüsse werden selten anerkannt und zudem werden für die meisten Berufe Deutschkenntnisse mindestens auf dem Niveau A2 oder B1 vorausgesetzt. Wer eine Ausbildung machen will, kommt in der Berufsschule ohne B2 nicht weit. So sind Aushilfsjobs etwa in Wustermark immer wieder zu bekommen. Aber der Weg zu einer echten Integration in den deutschen Arbeitsmarkt ist lang und schwierig.