Human Mirrafati

Eigentlich ist Human Tischler, mobil, mit einem Auto voller Werkzeug und Material. Ein Handwerker der „alten Schule“, der also noch selbst Möbel baut oder repariert und nicht sofort aussortiert. Eigentlich?
Wer Human in der WiF erlebt, wundert sich. Woher nimmt er die Kraft und die Zeit für seinen Beruf, er ist
doch ständig als Dolmetscher und Vermittler gefragt, hat so manche Nacht in irgendeiner Notaufnahmestation verbracht, weil dort niemand Farsi sprach und er Patientin und Personal nicht allein lassen konnte. Er organisiert das Feuerfest und regelmäßig den persisch-deutschen Abend (vor Corona) und kocht das Meiste selbst. Ständig wird er angesprochen und um Hilfe gebeten; sein Name ist kein Geheimtipp unter den Geflüchteten mehr, alle haben seine Nummer.
Human redet nicht über gute Taten, er tut es einfach. Dabei hat Human schon ein ganzes Buch geschrieben, über seine dramatische Zeit im Iran, über Krieg und Folter und seine Flucht. In einer Ankündigung zu einer Lesung wird er so vorgestellt: „Human Mirrafati wurde 1962 im Nord-Iran geboren. Im ersten Golfkrieg geriet er in irakische Kriegsgefangenschaft und verbrachte fünf Jahre im Gefängnis. Angesichts des enormen Leidens, das er dort erlebte, verlor er den Glauben an die Religion und bekannte sich zum Atheismus. Nach seiner Freilassung im Jahr 1990 wurde er wieder festgenommen und gefoltert, diesmal vom Iran. In der islamischen Republik wird der Abfall vom Glauben mit der Todesstrafe geahndet. Als Human Mirrafati die
Hinrichtung durch Steinigung drohte, floh er 1992 nach Deutschland. Ein Jahr später wurde er hier gleich zweimal Opfer von rechtsradikaler Gewalt. Während seiner Traumatherapie begann Human Mirrafati zu schreiben. Das Ergebnis ist sein Buch „Verlorene Sterne“, in dem er die Gewalt des Krieges, der Gefangenschaft, der Religion und der rechtsradikalen Übergriffe verarbeitet und verurteilt.“
So ist Human vielen Menschen bekannt, es wurde sogar ein Dokumentarfilm über sein Leben produziert mit
dem Titel „The Lost Stars“. Und wenn er auf Lesungen von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit erzählt, dann wird er gefragt, ob er auch noch ein Privatleben hat. Ja hat er. Er ist glücklich verheiratet mit Sigrid, die sich im Traumahelfer- Projekt der WiF engagiert, und er hat zwei Söhne, die studieren.