Viele Schatten beim Thema Integration
Mehran Faraji, 25 Jahre, stammt aus dem Iran und lebt seit 2015 in Deutschland. Er schreibt zum Thema „Integration von Geflüchteten in Deutschland“:
Ich habe in Deutschland positive und negative Erfahrungen gemacht. Fangen wir mit dem an, was gut gelaufen ist. Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf. Es gab staatliche Unterstützung und es gab freiwillige Helfende, vor allem von der Willkommensinitiative. Ich sprach am Anfang kein Deutsch. Da war besonders Human Mirrafati von der WiF, der auf Farsi übersetzen konnte, eine große Hilfe. Es gab Sozialarbeiter in den Wohnheimen in Schönwalde und An der Laake, allerdings mit häufigen personellen Wechseln. Bei meinem Wunsch, ein Studium zu beginnen, konnten sie mir nicht helfen. Ich hatte bereits im Iran studiert, Industrial Engeneering. Glücklicherweise bin ich über einen Studenten der TU Berlin zu einem Deutschkurs für ausländische Studierende gekommen. So konnte ich ein Studium im Fach Ökologie und Umweltplanung in Berlin aufnehmen. Bei den Grünen im Havelland habe ich inzwischen einen Job als Kreisgeschäftsführer und im Brandenburger Umweltministerium, dort absolviere ich derzeit ein Praktikum.
Dennoch bin ich täglich mit Vorurteilen gegenüber AusländerInnen und Geflüchteten konfrontiert. Sie gelten häufig als ungebildet, als kulturlos, als Islamisten oder Kriminelle. Bei der Wohnungssuche, bei der Jobsuche, an der Universität – überall sind Vorbehalte zu spüren. Studien belegen, dass Geflüchtete nur geringe Chancen haben, eine Wohnung zu finden, egal wie gut sie Deutsch sprechen und wie gut sie ansonsten integriert sind. Schon der ausländisch klingende Name verbaut ihnen Chancen. Nach meinen Erfahrungen gibt es ausgeprägte Vorurteile. Die Menschen erwarten, dass Geflüchtete sich schnell anpassen und von ihrer angestammten Kultur abwenden, die als minderwertig aufgefasst wird. Schon im Integrationskurs werden die Pflichten der Zuwanderer betont, ihre Rechte nicht so sehr. Das müsste ausgewogener sein.
Integration sollte in Deutschland ein zweiseitiger Prozess sein, in dem auch der fremden Kultur mit Respekt begegnet wird. Sonst führt das dazu, dass die MigrantInnen sich in ihre eigene kulturelle Blase zurückziehen. Eine solche Entwicklung hat es bereits bei türkischstämmigen Menschen gegeben. Hinzu
kommt, dass es hierzulande einen ausgeprägten, antiislamischen Rassismus gibt. Ich selbst bin Christ, werde
aber aufgrund meines Namens und meines Aussehens als Moslem wahrgenommen. In Gesprächen muss ich immer betonen: Nein, ich bin kein Moslem, ich bin nicht gewaltsam und ich bin nicht frauenfeindlich. Nein, wir reiten nicht auf Kamelen. Wir haben auch Technologien. Als Zugewanderter werde ich ständig mit Klischees konfrontiert, selbst im Praktikum muss ich mich erklären, wenn ich in der Kantine Schweinefleisch esse, das mir doch als Moslem verboten sein sollte. Hinzu kommt, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn
Geflüchtete beruflich Erfolg haben. Einmal hieß es: „Es ist doch gut, dass Flüchtlinge nach Deutschland komen, wer soll denn sonst unsere Klos putzen.“ Und das war positiv gemeint. Nein, ich habe nicht das Gefühl, dass ich einmal richtig angekommen sein werde in diesem Land trotz der ehrlichen Unterstützung, die ich auch immer wieder erlebt habe.
Das ist ein schmerzliches Gefühl.