Regenbogencafé

Queerer Treff in Falkensee

Gespräch mit Ilona Bubeck vom Regenbogencafé

Das Regenbogencafé in der B84 versteht sich als Treffpunkt für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen in Falkensee. Wie ist es 2017 zur Gründung gekommen?

Die Situation war damals, dass es für queere Menschen keinen Treffpunkt in der Region gab. Berlin liegt

vor der Haustür und ist die queere Metropole. Aber ich wusste, dass viele von uns im Umland lebten. Auf einer Demokratiekonferenz in Falkensee ist uns dann die Idee gekommen, einen eigenen Treffpunkt zu gründen.

Warum in der B80/B84?

Ich war schon länger bei der Willkommensinitiative aktiv und fühle mich dort zugehörig. In dem interkulturellen Zentrum fühlen wir uns gut aufgehoben, weil wir den gleichen Anspruch der Weltoffenheit

haben. Außerdem sind die Räume für uns gut geeignet. Es gibt zum Beispiel einen eigenen Raum für die Kinderbetreuung. Das ist wunderbar, weil es viele Lesben und Schwule mit kleinen Kindern gibt, die sich sonst nur schwer treffen könnten. Und für die Kinder sind solche Treffen wichtig, weil sie auf die Weise mitbekommen, dass auch andere Kinder in Regenbogenfamilien aufwachsen. In der Schule oder im Kindergarten sind sie ja oft noch die einzigen, die nicht in der klassischen Vater-Mutter-Kind-Familie aufwachsen, sondern mit zwei Müttern oder zwei Vätern. Manchmal sogar mit zwei Müttern und zwei Vätern.

Wie ist euer Konzept?

Die Idee ist, einen möglichst niedrigschwelligen Treffpunkt anzubieten. Es gibt immer Kaffee, Tee und selbstgebackenen Kuchen. Wir sitzen zusammen und reden, dann wird oft noch ein Film gezeigt, es gibt einen Vortrag oder eine Lesung. Je nachdem, um welches Thema es geht, sind manchmal mehr Lesben da, manchmal mehr Schwule. Wir sind offen für alle, auch Hetero-Menschen können zu den Veranstaltungen gerne kommen. Die Leute kommen nicht nur aus Falkensee, sondern auch aus der Umgebung. Selbst einige Spandauer sind regelmäßig dabei. Wir sind an einer Vernetzung interessiert, zum Beispiel mit Potsdam, wo es mehr queere Zusammenhänge gibt.

Kommen auch Geflüchtete zu euch?

Es sind zu wenige, die Hemmschwelle ist zu hoch. Und das ist auch ganz verständlich. In vielen Ländern sind queere Menschen massiver Verfolgung ausgesetzt. Für Geflüchtete, die noch im Heim leben und keinen sicheren Status haben, ist es riskant, sich zu outen. Es ist uns aber wichtig, in der B84 sichtbar zu sein, auch

für die Geflüchteten, und Informationen hineinzutragen. Wir haben auch schon eine Ausstellung zu der Arbeit von Queeramnesty gezeigt, die als Teil von Amnesty International Menschen helfen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.

Ein Höhepunkt war für euch der

Christoffer Street Day 2019?

Ja, das war auch für uns eine große Überraschung, dass die Demo so groß wurde. Natürlich liegt das an der Nähe zu Berlin. Es sind viele aus Berlin gekommen, die neugierig waren, was da in Falkensee läuft. Und einige haben hinterher gesagt, dass der CSD hier nicht nur ein Happening war, sondern den politischen Charakter hatte, den er in Berlin auch haben sollte und teilweise nicht mehr hat.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

In letzter Zeit haben sich vermehrt auch SchülerInnen für uns interessiert. In diese Richtung würden wir gerne noch stärker unsere Fühler ausstrecken, vielleicht an die Schulen herantreten, eventuell in Kooperation mit dem Jugendforum Falkensee.