Kirchenasyl

Wenn nichts mehr geht…

… hilft manchmal noch ein Kirchenasyl.

Beim Durchblättern dieser Broschüre habe ich mehrere Gesichter gefunden, die ich aus der Kirchenasylarbeit kenne – sei es als Unterstützer*in oder als Schutzsuchende*r. Und das finde ich wunderschön, denn daran sehe ich, wie diese Arbeit verwoben ist mit den Strukturen vor Ort. Seit 2013 gewähren Kirchen in und um Falkensee Schutz für einzelne Geflüchtete, die abgeschoben werden sollen. 20 Menschen, die von Abschiebung in lebensgefährliche Situationen bedroht waren, konnte so geholfen werden. Häufig konnten Lösungen gefunden werden, die nicht nur vor der akuten Gefahr schützen, sondern auch langfristige Bleibeperspektiven eröffnen sowie den Betroffenen helfen, sich nachhaltig zu integrieren.

Mit dieser Praxis wird der Rechtsstaat nicht in Frage gestellt, sondern daran erinnert, dass er in Gefahr ist, wo seine Entscheidungen Einzelne in ihren Menschenrechten gefährden. Die Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren, beschäftigen sich in jedem Fall intensiv mit den Fluchtgründen und der konkreten Bedrohungslage der Menschen, die sie ins Kirchenasyl nehmen. Dabei gibt es keine Garantie dafür, dass keine Abschiebung stattfindet, dennoch ist es in den allermeisten Fällen so, dass der Staat die Entscheidung einer Kirchengemeinde, Verantwortung für eine Person zu übernehmen und sie zu schützen, respektiert.

Kirchenasyl ist immer auch eine Menge Arbeit. Denn die schutzsuchenden Personen stehen für die Zeit des Kirchenasyls außerhalb aller staatlichen Strukturen und können sich oft über Monate hinweg nur sehr begrenzt außerhalb von kirchlichen Räumen bewegen. Die Unterstützer*innen aus den Kirchengemeinden versorgen also mit allem Lebensnotwendigen, begleiten durch das psychische Auf und Ab, geben Deutschunterricht, suchen Ärzt*innen und Psycholog*innen, die bereit sind, unter diesen Umständen zu behandeln, und dann sind da noch die Auseinandersetzungen mit Behörden und BAMF. Immer wieder beteiligen sich auch Ehrenamtliche aus der WiF an dieser Unterstützung, aus der sich häufig auch Freundschaften entwickeln, die lange über das Kirchenasyl hinausgehen. Und manchmal, ja manchmal geschieht ein Wunder und einem Paar, das dachte, keine Kinder bekommen zu können, wird im Kirchenasyl ein Baby geboren…

Luisa-Therese Sinate, Kirchenkreis Falkensee