In der Stadt ins Gespräch kommen

Öffentlichkeitsarbeit für die Willkommensinitiative

Für die meisten Menschen in Falkensee war Flucht lange Zeit in erster Linie ein Medienthema, dessen Schauplätze sich offenbar in weiter Entfernung befanden. Es gab die Fernsehbilder vom Krieg in Syrien, von Gräueltaten des Islamischen Staats, von Schlauchbooten im Mittelmeer und Lagern in
Italien und Griechenland. Dann war klar, dass Flüchtlinge auch ins Havelland und nach Falkensee kommen würden. Daraufhin gab es einerseits eine große Hilfsbereitschaft und den Wunsch, etwas zur Linderung der Not zu tun. Aber es gab auch Sorgen. Bevor das erste Heim für Geflüchtete in Falkensee im Sommer 2015 eröffnet wurde, ging es für die Willkommensinitiative darum, durch Informationen Ängsten entgegenzuwirken. Denn was der Mensch kennt, das beunruhigt ihn weniger.
Es gab Gespräche mit Anwohnern der geplanten Unterkünfte, es wurde zum Dialog eingeladen und zu Diskussionsrunden. Bei Kennlerncafés und beim Willkommensfest war es möglich, mit den Neuankömmlingen in Kontakt zu kommen.
So wurde die Initiative „Willkommen in Falkensee“ schon bald sehr präsent in Falkensee. Sie hat sich auch ein Logo geschaffen. In seiner ersten Form zeigt es als Schattenriss das Bild einer Familie auf der Flucht, wie es international zusammen mit dem Slogan „Refugees welcome“ in antirassistischen Zusammenhängen genutzt wird, vor einem Kreis, der als aufgehende Sonne gesehen werden kann, flankiert von einem Falken, dem Symbol der Stadt Falkensee. In dieser Form ziert das Logo eine ganze Reihe von verschiedenfarbigen Flyern, in denen sich die Ulrich am Info-Stand der WiF Initiative vorstellt – in Deutsch, Englisch, Arabisch, Farsi und weiteren Sprachen. Später wurde das Logo noch einmal verändert. Nun zeigt es die Silhouette einer Gruppe verschiedener Personen im Ruhezustand. Die Botschaft: Jetzt geht es ums Ankommen in Falkensee.
Um die Öffentlichkeitsarbeit der Initiative hat sich – neben Kathleen Kunath, die als Sprecherin von Anfang
an Gesicht und Stimme der WiF war – eine Gruppe von Menschen gekümmert, die meist berufliche Erfahrungen in verschiedenen Bereichen der Medienbranche mitbrachten, die teilweise im Ruhestand
waren, teils noch aktiv im Berufsleben. Es wurden Presseinformationen herausgegeben oder Einladungen
zu Veranstaltungen verschickt, in denen es zum Beispiel um die Situation in der kurdischen Exklave Afrin ging, in den Lagern in Griechenland oder in Afghanistan. In einem regelmäßigen Newsletter wurde alles zusammengefasst, was aus den Arbeitsgruppen der Initiative zu berichten war. Er ging an die Aktiven, an die Presse und Verantwortliche von Stadt und Landkreis.
Später wurde es ruhiger. Aus Neuankömmlingen sind in vielen Fällen Nachbarn geworden, mit denen sich die Alteingesessenen vertraut gemacht haben. Die Initiative ist inzwischen ein fester Teil der kulturellen Landschaft in der Stadt, die regionalen Zeitungen berichten weiter über Angebote im interkulturellen
Treffpunkt B84. Im Kleinen und in vielen Einzelfällen gibt es positive Entwicklungen. An der grundsätzlichen
Lage hat sich allerdings nichts verändert. Waren im Jahr 2015 weltweit etwa 60 Millionen Menschen
auf der Flucht vor Krieg oder der Verfolgung wegen ihrer politischen Haltung, ihrer Religion, ethnischen
Herkunft oder sexuellen Orientierung, so sind es inzwischen schon fast 80 Millionen Menschen. Europa
schottet sich an seinen Außengrenzen ab, Deutschland macht denen, die es hierher geschafft haben,
weiterhin das Ankommen schwer. Und es ist zu befürchten, dass auch in Zukunft Menschen auf der
Flucht unsere Hilfe brauchen werden. Durch den Klimawandel wird die Lebensgrundlage vieler Menschen
zerstört, politische Spannungen und Konflikte nehmen eher noch zu. Grund genug, sich weiter zu
engagieren und das Thema in der Öffentlichkeit zu halten.