Ullaa Dieker

Mit ihren langen weißen Haaren und ihrer klaren Ansprache hatte Ullaa Dieker sofort den Respekt, den die
Koordinatorin einer Willkommensinitiative mit einem Begegnungszentrum haben muss. Hier gingen zuerst in der Bahnhofstraße 80 (B80), dann in der Bahnhofstraße 84 (B84) Menschen unterschiedlichster
Nationalitäten, mit unterschiedlichsten Sprachen und Kulturen ein und aus. Sie suchten Unterstützung
und Anschluss an die Gemeinschaft. Eine ganztägige Öffnung, die Einstellung von Bundesfreiwilligen
und sogenannten 1-Euro-Jobbern, der Betrieb eines offenen Cafés und viele Abend- und Wochenendveranstaltungen stellten die Willkommensinitiative vor die Herausforderung, dies alles managen zu müssen. Das alles war nur möglich mit einer Person vor Ort, die die Fäden in der Hand hielt und – neben Kreativität und Engagement – bereit war, Verantwortung zu übernehmen. Dank einer großzügigen Spende des Vereins Pro Humanitate et Arte war diese Person dann schnell gefunden: Ullaa Dieker. Schon vor der B80 war sie in den Flüchtlingsunterkünften ständig im Einsatz und vermittelte in angespannten Situationen vor Ort. Dies war als Frau nicht einfach, denn viele Flüchtlinge kamen und kommen aus Kulturen, in denen es nicht üblich ist, dass Frauen ansagen, wo es langgeht. Das brachte Ullaa zum Beispiel auf die Idee, Männergruppen durchzuführen, in denen sich deutsche Männer mit Geflüchteten zusammensetzen und so unbefangen wie es geht über die Erfahrungen und Rollen in den jeweiligen Gesellschaften zu berichteten.
Viele Männer bekamen zum ersten Mal einen Eindruck davon, dass Gleichberechtigung keine Schwäche
von Männern ist, sondern ein Gewinn für alle. Die Aufgaben der Koordination wurden mit der Zeit
immer umfangreicher, weil die B80 lebendiger und vielgestaltiger wurde. Zur Durchführung aller Organisationsaufgaben und der Personalverantwortung kamen mehr Veranstaltungen und schließlich das Food-Saving hinzu. Die Halbtagsstelle wurde zum Vollzeitjob. Die Koordinatorin war auch außerhalb des Begegnungszentrums gefragt: wie viele andere Ehrenamtliche half Ullaa im Rahmen der Beratung und Unterstützung von Geflüchteten bei Behördengängen, Bankbesuchen und der Wohnungssuche als Vermittlerin.
Der Umzug in die B84 konnte dank ihrer guten Vorbereitung schnell und erfolgreich bewältigt werden. Mit
Ullaa gelang es uns, die Arbeit in der Willkommensinitiative in vielen Bereichen weiter zu professionalisieren. Im Januar 2020 übergab sie eine gut aufgestellte Organisationsstruktur an ihre Nachfolgerin Tanja Marotzke.